Der Ausbau ab 1945



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Der Ausbau ab 1945

Die ersten Jahre der Nachkriegszeit sind gekennzeichnet durch die planmäßigen Neubesetzungen der vier Lehrstühle, die auch zu weiteren Assistentenstellen führten. Von 1955 bis 1977 wurden allein am Mathematischen Institut sieben weitere Lehrstühle eingerichtet: Zunächst 1955 ein Lehrstuhl für Mathematische Statistik und Wirtschaftsmathematik und zwischen 1962 und 1973 vier weitere Lehrstühle für angewandte Mathematik. 1966 wurde ein Lehrstuhl für Mathematische Logik geschaffen. 1977 wurde der Lehrstuhl für Didaktik der Mathematik vom Erziehungswissenschaftlichen Fachbereich übernommen.

Rückblickend zeichnen sich folgende besonderen Schwerpunkte ab: Bis zur Gründung der Technischen Hochschule 1868 und wieder seit den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts nimmt die angewandte Mathematik an der Universität München einen beachtlichen Stellenwert ein. Dazwischen war rund hundert Jahre lang die reine Mathematik zum Schwerpunkt geworden - hier insbesondere die komplexe Analysis, aber auch Algebra und Topologie. Zu einem speziellen Schwerpunkt hat sich im 20.Jahrhundert in München nach der Didaktik die Geschichte der Mathematik entwickelt.

Ausdruck dieses Schwerpunkts ist das Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, das 1963 als Institut der Naturwissenschaftlichen Fakultät gegründet wurde [Folkerts;Schneider]. Die Aufnahme in die Fakultät für Mathematik war 1971 deshalb angezeigt, weil das Fachgebiet ,,Geschichte der Mathematik`` durch den Institutsleiter Helmuth Gericke (*1909) eine Schlüsselfunktion besaß. Zudem kann dieses Fachgebiet durchaus auf eine gewisse Tradition an der Universität München zurückblicken. Bereits Mitte des 19.Jahrhunderts wurden Vorlesungen über ,,Geschichte und Literatur der Mathematik`` angeboten. Mit der Habilitation von Heinrich Wieleitner (1874-1931) für ,,Geschichte der Mathematik`` im Jahre 1928 kam diesem Fach erstmals, sogar in Deutschland, eine besondere Eigenständigkeit und Anerkennung zu. Auch Lindemann war das ,,geschichtliche Sehen`` - wie er es nannte - ein spezielles Anliegen. In seiner Rektoratsrede (1904) hob er hervor: ,,Die Mathematik ist stets ein großer Faktor im Kulturleben der Menschheit gewesen; als solcher ist sie dem Schüler in historischem Zusammenhange vorzuführen.`` Möge die historische Dimension auch in einer Zeit, in der das Spannungsfeld zwischen Lehre und Forschung komplexer geworden ist, ihrer vermittelnden Funktion gerecht werden können.


Hauber
Wed Nov 20 16:14:16 MET 1996