Die Verwendung elektronischer programmgesteuerter Rechner hat in
der numerischen Mathematik eine lange Tradition. Sie wurden unter wesentlicher
Beteiligung von Mathematikern entwickelt, um langwierige numerische Berechnungen
durchzuführen. Heute sind sie ein unverzichtbares Hilfsmittel für die
Forschung in der Angewandten und Numerischen Mathematik.
Die Ausweitung ihrer Fähigkeiten vom rein zahlenmäßigen Rechnen auf die
symbolische Formelmanipulation, die Textverarbeitung und die Computergrafik
führte zur immer intensiveren Verwendung in allen Gebieten der
Mathematik, etwa der Algebra, Logik, Statistik, Funktionalanalysis und
Funktionentheorie.
Die schnelle elektronische Kommunikation schafft die unerläßliche Basis
für die Orientierung in der sich rasch entwickelnden Forschung und für
die enge Zusammenarbeit mit auswärtigen Fachkollegen.
Stichworte sind hier Internet, Email, World Wide Web und
elektronische Fachinformationsdatenbanken.
Aus diesen Gründen muß heute jeder Mathematikstudent grundlegende
Kenntnisse im Umgang mit und der Anwendung von Rechnern in seinem Studium
erwerben, um in seinem späteren Berufsleben, sei es in der Forschung oder
Praxis, die sich schnell weiterentwickelnden Einsatzmöglichkeiten erfassen
und nutzen zu können. Die Vermittlung dieses Wissens ist eine der Aufgaben
des Rechenzentrums.
Das Rechenzentrum des Mathematischen Instituts wurde 1965 mit der Berufung von Prof. Dr. G. Hämmerlin auf den Lehrstuhl für Numerische Mathematik eingerichtet. Es ist mit drei wissenschaftlichen Mitarbeitern (alle Mathematiker) und zwei mathematisch-technischen Assistenten ausgestattet.
Das Rechenzentrum unterstützt die Mitglieder des Mathematischen Instituts beim Einsatz von Computern im Rahmen ihrer Forschung und Lehre. Es ist zuständig für den Betrieb und die Wartung der im Institut installierten Rechnernetze. Zusätzlich werden Kurse angeboten, die die Studenten in den Gebrauch von Rechenanlagen und ihre Programmierung zur Lösung mathematischer Probleme einführen. Gemeinsam mit dem Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (LRZ) wird der Datenfernverarbeitungsknoten für die naturwissenschaftlichen Institute in der Theresienstraße verwaltet.
Von Anfang an besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem LRZ, das für eine Reihe von bayerischen Hochschulen die Funktion eines zentralen wissenschaftlichen Rechenzentrums wahrnimmt. Im Direktorium des LRZ war Prof. Dr. Hämmerlin von 1965 bis 1995 vertreten. Die Rechnernetze des Mathematischen Instituts sind über leistungsfähige Glasfaserleitungen mit dem LRZ verbunden; für große Rechenvorhaben können die dortigen Rechner benutzt werden. Die Beschaffung von Hard- und Software sowie Netzerweiterungen werden zusammen mit dem LRZ geplant.
Von 1965 bis 1984 wurden im Institut die Großrechner des LRZ benutzt,
zunächst im direkten Zugang und ab 1971 auch über im Rechenzentrum
aufgestellte Terminals. 1985 begann dann neben dem weiteren Ausbau des
Datenfernverarbeitungsknotens der Aufbau eigener Rechnernetze.
Die aktuelle Rechnerausstattung des Mathematischen Instituts besteht aus einem
Netz mit 34 Unixrechnern, sechs Arbeitsgruppenservern und einem Hauptserver
(Sun S10, S5, IPX, ELC), die seinen sechzig wissenschaftlichen
Mitgliedern als Arbeitsplatzrechner dienen. Daneben wird ein Novell-Netz aus
37 PCs hauptsächlich für Verwaltungsaufgaben in den Sekretariaten, im
Rechenzentrum und in der Bibliothek eingesetzt. Jeder PC kann auch als Terminal
zu den Unixrechnern benutzt werden.
Für die Rechnerausbildung der Studenten betreibt das Mathematische Institut
gemeinsam mit vier benachbarten naturwissenschaftlichen Instituten ein Netz
aus 24 Unixrechner mit drei Servern (Sun S10) und ein Novell-Netz aus
16 PCs.
Der Kauf der Rechner wurde überwiegend aus den vom Bund und den Ländern
aufgelegten Beschaffungsprogrammen für Studenten- bzw.
Wissenschaftler-Arbeitsplatzrechner (CIP bzw. WAP) finanziert
(CIP: 1985, 1988, 1995; WAP: 1994, 1995).
Alle genannten Rechner sind über das LRZ mit dem weltweiten Internet
verbunden. Dies ermöglicht u.a. den Zugang zu elektronisch gespeicherter, externer
Fachinformation wie Bibliothekskatalogen (z.B. Bayerischer Bibliotheksverbund,
TIB-Hannover) und Online-Datenbanken (Fachinformationzentrum Karlsruhe FIZ).
Im Institut können die Mitglieder und Studenten zwei CD-ROM-Datenbanken mit
den wichtigsten mathematischen Referatenwerken (Zentralblatt der Mathematik und
Mathematical Reviews) und den elektronisch verwalteten Katalog der
Institutsbibliothek für Recherchen von jedem Rechner aus benutzen.
Ohne geeignete Programme (Software) nützen die schönsten Rechner nichts.
Hier stehen die Übersetzer gängiger prozeduraler und funktionaler
Programmiersprachen (C, C++, Fortran, Pascal und Lisp, Scheme, Prolog),
eine numerische Programmbibliothek (Nag), verschiedene Grafiksysteme,
Computeralgebrasysteme (Mathematica, Maple, Axiom, Reduce), Statistikpakete
(SPSS, BMDP, SAS, S-PLUS) und die gebräuchlichsten Varianten des mathematischen
Textsatzsystems TeX zur Verfügung.