Mathematisches Institut der Universität MünchenUniversität MünchenMathematisches Institut der Universität München

Versicherungsmathematisches Kolloquium

Am Montag, 11. Juni 2007, um 16 Uhr c.t. sprechen

Prof. Dr. Damir Filipovic und Nicolas Vogelpoth
(Mathematisches Institut der LMU)

im Hörsaal B005 über das Thema

Dynamischer Solvenztest

Zusammenfassung: Entstehende und sich im Aufbau befindende Risikomanagement-Abteilungen bei führenden Erst- und Rückversicherern sowie im Bankensektor demonstrieren den sich im Rahmen von Solvency II und Basel II vollziehenden Risiko-Bewusstseinswandel der letzten Jahre. Beim akademischen Pendant, der Finanz- und Versicherungsmathematik, wurde dieser Dogmenwechsel in den späten neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingeleitet. Ermuntert durch die wegweisenden Arbeiten von Artzner et al. 1997 und 1999 entstand, in regem Austausch zwischen Finanzindustrie und Academia, die mathematische Theorie monetärer Risikomaße.

Im Rahmen von Solvency II wird seit einigen Jahren europaweit ein risikobasierter Solvenzstandard für die Versicherungsbranche angestrebt. Das Zielkapital (Target Capital) steht dabei als co-zentraler Begriff neben Minimalkapital (Minimum Solvency) im Zentrum der aktuellen Diskussion. Es soll dem Anspruch gerecht werden, eine Richtgröße für das individuelle Risikokapital eines Versicherungsunternehmens zu sein.

Im Rahmen des Schweizer Solvenz-Tests (SST) präsentiert das Schweizer Bundesamt für Privatversicherungen einen Ansatz zur Bemessung des Zielkapitals. Dabei werden sogenannte Market Value Margins und das kohärente Risikomaß Expected Shortfall verwendet. Wir werden exemplarisch ein prinzipielles Defizit dieses Bemessungsansatzes aufzeigen und dann Riskokapitalbemessung einer axiomatischen Betrachtung unterziehen. Dabei werden wir sogenannte monotone Hüllen diskutieren und als Alternative zum SST-Maß präsentieren.

In einem zweiten Teil des Vortrags wird die Risikokapitalbemessung aus dynamischer Sicht betrachtet. Dabei werden konsistente Bemessungen im Zeitablauf im Vordergrund stehen. Wir präsentieren eine Variante des Expected Shortfalls als Alternative zum Konzept der Market Value Margins.


Stefan Tappe (tappe@mathematik.uni-muenchen.de) [Stand: 7. Juni 2007]