Kapitel VII. Eigenwerte

Einführung

 

Für lineare Abbildungen zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen über einem Körper K erhält man durch geeignete Wahl der Basen immer eine besonders einfache Form der Darstellung dieser linearen Abbildung durch eine Matrix. Das haben wir im letzten Semester im 4. Kapitel der Vorlesung gesehen. Wir wiederholen:

Seien V und W endlichdimensionale Vektorräume; sei

b = (b1, b2, ... , bn) Basis von V

und sei

c = (c1, c2, ... , cm) Basis von W .

Nach 19.2 gibt es zu jedem f aus Hom(V,W) eindeutig bestimmte Koeffizienten

 

mit

           

Wir nennen die Matrix

           

die zu f gehörige Matrix (bezüglich der Basen b und c), und wir sagen, die Matrix  A  stellt die lineare Abbildung f (bezüglich der Basen b und c) dar. Denn für einen beliebigen Vektor

           

gilt

           

und daher

           

also

           

als Matrixmultiplikation.

Zu einer vorgegebenen linearen Abbildung kann man nach 20.11 und 22.5 stets Basen b' und c' finden, so dass f die Darstellung

           

hat. Dabei ist Er die (rxr)-Einheitsmatrix (und r ist der Rang von f, also die Dimension des Bildes f(V) in W).

Man gewinnt die Basen b' und c' und die neue Darstellung von f also durch Basiswechsel (vgl. § 23) in V und W aus den gegebenen Basen b und c. Diese Basiswechsel werden gegeben durch invertierbare (nxn)-Matrizen  S  bzw.  (mxm)-Matrizen  T , und es gilt

           

Dabei ist

           

 

Wir konzentrieren uns jetzt auf den Fall von Endomorphismen, also auf den Fall von V = W . Es ist offensichtlich, dass es interessant ist, besonders einfache Matrixdarstellungen von einem vorgegebenen Endomorphismus f durch eine einzige Basiswahl, also in der oben gewählten Bezeichnung durch b = c und b' = c' zu erreichen. Zur Debatte stehen die Matrixdarstellungen A = Af der Form:

1.      A wie oben;

2.      A hat Diagonalgestalt;

3.      A ist eine obere Dreiecksmatrix.

1. wird ist nur selten zu erreichen. Kriterien zu 2. werden in den Paragrafen 38 und 39 behandelt nach einer Darstellung zum Begriff Eigenwert (§ 37) und zum charakteristischen Polynom (§ 38). Die Form 3. wird in § 40 behandelt.

Definition: Zwei (nxn)-Matrizen A und B heißen ähnlich, wenn es eine invertierbare (nxn)-Matrix S gibt mit

           

 

Bemerkungen:

1.      "Ähnlichkeit" ist eine Äquivalenzrelation auf dem Vektorraum der (nxn)-Matrizen.

2.      Die Frage nach der Möglichkeit, einen vorgegebenen Endomorphismus f auf einem n-dimensionalen K-Vektorraum  V  als eine Diagonalmatirx (bzw. eine obere Dreiecksmatrix) darzustellen, läuft auf die Frage hinaus, ob bei zunächst beliebiger Basiswahl b die darstellende Matrix  Af  ähnlich ist zu einer Diagonalmatrix (bzw. einer oberen Dreiecksmatrix).


Inhalt im einzelnen:


§ 37 Eigenwerte

§ 38 Das charakteristische Polynom

§ 39 Diagonalisierung

§ 40 Trigonalisierung

 


[Letzte Änderung: 27.5.2002]


Martin Schottenloher (martin.schottenloher@mathematik.uni-muenchen.de)